Over-Ear-Kopfhörer Sony WH-1000XM6 getestet: Ikonisches Design trifft technische Perfektion
Mehr zum Thema: SonyNach drei Jahren frischt Sony sein Over-Ear-Flaggschiff auf. Die WH-1000XM6 legen gegenüber dem Vorgänger XM5 noch eine Schippe drauf und erobern den ersten Platz in unserer Kopfhörer-Bestenliste. Wie unser Test zeigt, hat Sony genau an den richtigen Stellen optimiert.

Die WH-1000XM6 wurden Mitte Mai 2025 vorgestellt, Sony spricht von seinem "fortschrittlichsten Noise Cancelling" und von einer "unvergleichlichen Audio-Erfahrung". Der Preis passt zu diesen großen Versprechungen, mit 449 Euro sind die XM6 teurer als die XM5 zum Marktstart (419 E...
Die WH-1000XM6 wurden Mitte Mai 2025 vorgestellt, Sony spricht von seinem "fortschrittlichsten Noise Cancelling" und von einer "unvergleichlichen Audio-Erfahrung". Der Preis passt zu diesen großen Versprechungen, mit 449 Euro sind die XM6 teurer als die XM5 zum Marktstart (419 Euro) und teurer als das JBL-Top-Modell Tour One M3 (399 Euro, 459 Punkte im connect-Test). Wer Geld sparen möchte, greift zum Vorgänger beziehungsweise zu älteren Modellen: Sonys XM5 (zum Test) ist bereits für 300 Euro zu haben und Boses Quiet Comfort Ultra (458 Punkte im connect-Test) haben wir schon für 330 Euro gesehen. Sennheisers Momentum 4 Wireless (460 Punkte im connect-Test) gibt es sogar für 270 Euro. Auch die Hipster-Marke Marshall hat mit den Monitor III ANC (451 Punkte im connect-Test) eine starke Alternative für unter 300 Euro zu bieten. Kann Sony den Aufpreis rechtfertigen?
Ikonisches Design, kompaktes Case
Das Design hat Sony nur marginal angepasst, was sehr gut nachvollziehbar ist, denn das ikonische Look&Feel der XM5 lässt sich nur schwer übertreffen. Die Verarbeitung und die Materialwahl mit dem samtigen, fingerabdruckunempfindlichen Kunststoff sind so top, wie man es bereits von den XM5 gewohnt ist. Sony hat nur an wenigen Stellen optimiert, etwa den Bügel etwas breiter gemacht und die Scharniere am Übergang vom Bügel zu den Ohrmuscheln wackelfreier konstruiert.

Ebenfalls in die Rubrik "Klein aber Fein" fällt das Case mit magnetischem Verschluss. Es ist sehr kompakt, weil Sony den Kopfhörer wieder faltbar konstruiert, sodass man die Ohrmuscheln einklappen kann. Und die magnetische Verriegelung ermöglicht es, das Case mit einer Hand zu öffnen und zu schließen. Mit Reißverschluss benötigt man dagegen immer zwei Hände.
Beim Tragen fällt zweierlei auf. Zum einen das niedrige Gewicht, mit 254 Gramm gehören die XM6 zu den leichtesten Kopfhörern ihrer Klasse. Zum anderen der relativ hohe Anpressdruck der Ohrmuscheln. Wir hatten damit keine Probleme, auch weil die weichen Ohrpolster den Druck gut abfedern. Aber vor allem für Brillenträger könnte es nach längerer Zeit drücken, dies wird auch von einigen Testern bemängelt.
Praktisch: Die Ohrpolster lassen sich durch einen beherzten Griff abziehen und können daher bei Bedarf mühelos ohne Werkzeug ausgetauscht werden.

Neue Power-Taste
Gesteuert werden die die Kopfhörer wieder über ein Touchsensor-Bedienfeld auf der rechten Seite, dass präzise auf Tipper und Gesten reagiert. Auffällig ist die neue Powertaste, die nun in einem modernen, kreisrunden Look gestaltet wurde, der sich sehr gut von den übrigen Tasten abgrenzt - so kann man die Taste sofort erfühlen, wenn man das Headset trägt und mit der Hand an die Ohrmuschel greift.
Eine alte Bekannte ist dagegen die linienförmige NC-Taste oberhalb der Powertaste. Bei den XM6 kann man darüber aber nicht nur zwischen den Geräuschmodi wechseln. Wer während eines Videochats via Teams & Co das Mikrofon stummschalten möchte, drückt einfach zweimal darauf - sehr praktisch.

Bassiger Grundton
Sony hat für die XM6 neue 30-Millimeter-Treiber entwickelt, deren wichtigste Merkmale eine neue Schwingspulenstruktur und eine Kalotte aus Kohlefaserverbundstoff sind. Das Material ist härter als beim Vorgänger, und beim Musikhören hat man das Gefühl, dass diese Härte auch auf den Klang durchschlägt. Extrem präzise Höhen, druckvoller, warmer Bass, fein präsente Mitten - klanglich haben uns die XM6 überzeugt.
Es gibt allerdings auch Redakteure, die den Klang vor allem in der Grundeinstellung als zu basslastig empfinden. Diese Bassbetonung kann man reduzieren, etwa über das Preset "Klar", oder über den neuen Equalizer, den Sony erweitert hat, man kann den Klang nun auf 10 Bändern anpassen statt auf 5. Aber selbst dann hat der XM6 einen bassigen Charakter, was ein Unterschied etwa zu Sennheisers Momentum 4 macht.
Der Equalizer bietet ein neues Gaming-Preset. Wenn die Over Ears zum Spielen benutzt werden, dann werden die bei Schritt- und Schussgeräuschen auftretenden Frequenzen gezielt verstärkt, so dass Spieler Gegner besser wahrnehmen können.

ANC und Transparenzmodus top
Mit einer mittleren Dämpfung von 24 dB zeigen die WH-1000XM6 bei der Geräuschunterdrückung eine top Leistung. Gegenüber den XM5 (16 dB) ist das eine deutliche Steigerung. Sony erreicht damit das gleiche Niveau wie die herausragenden JBL Tour One M3, Boses Quiet Comfort Ultra müssen sich dagegen mit 22 dB geschlagen geben. Ein Blick auf das ANC-Diagramm zeigt, dass Sony sehr ausgewogen über das gesamte Spektrum dämpft und es auch schafft, tiefe Frequenzen gut zu neutralisieren.
Bei der Transparenzfunktion machen die XM6 ebenfalls alles richtig: Es stört kein Grundton, die Umgebung wird akustisch genau so durchgeleitet, wie man sie ohne Kopfhörer wahrnehmen würde - so wünschen wir uns das. Sehr praktisch an Flughäfen oder Bahnhöfen und von den XM5 übernommen: Wenn man die Hand auf die Sensorfläche der rechten Ohrmuschel legt, schaltet der XM6 akustisch auf Durchzug, der Transparenzmodus wird aktiviert und die Musiklautstärke wird runtergefahren. Nimmt man die Hand wieder runter, spielt die Musik weiter.

Sonys neue App ist sehr kleinteilig
Seine App hat Sony generalüberholt, was nicht nur am neuen Icon und an der Umbenennung von "Headphones Connect" in "Sound Connect" erkennbar wird. Auch die Oberfläche wurde überarbeitet, allerdings mit durchwachsenen Ergebnissen. Der Homescreen ist modern und sehr gelungen, wenn man aber tiefer in die darunter liegenden Menüstrukturen eintaucht, wird das Design kleinteilig, verschachtelt und unübersichtlich.
Das liegt aber auch an der enormen Einstellungstiefe und hohen Dichte an Funktionen - es gibt nur weniges (etwa die Touch-Steuerung), was man nicht justieren könnte. Ein Beispiel ist die Speak-to-Chat-Funktion, bei der man sowohl die Empfindlichkeit als auch die Dauer bis zur Beendingung anpassen kann. Beim Transparenzmodus kann man man nicht nur stufenlos die Intensität regeln, man kann auch den Fokus auf Stimmen legen, sodass diese leicht verstärkt werden.

Kinomodus mit Raumklang
Für einen Wow-Effekt sorgt der Kinomodus "360 Upmix for Cinema" der auf Sonys Spatial Audio Technologie aufsetzt. Das Feature ist nicht neu, auf den XM6 aber sehr überzeugend umgesetzt. Serien und Filme werden mit einem räumlichen akustischen Effekt unterlegt, der nahe an der Realität ist. Stimmen kommen von hinten oder von der Seite, weiter entfernte Geräusche werden auch genau so wiedergegeben. Wir ziehen den Hut.
Connectivity und Codecs
Die Codec-Unterstützung ist sehr gut. Sony setzt natürlich auf seinen Standard LDAC, der sehr gut geeignet ist, um HiRes zu übertragen. Bluetooth wird in Version 5.3 unterstützt und mit LE (inklusive LC3-Codec) und Auracast sind die WH-1000XM6 zukunftsfest aufgestellt. Es ist über die Stereo-Mini-Buchse an der rechten Ohrmuschel auch möglich, kabelgebunden Musik zu hören.

Sprachqualität beim Telefonieren
Sony verspricht eine besonders gute Akustik beim Telefonieren und verweist auf die intelligente Ausrichtung der Mikrofone mittels Beamforming und Stimmverstärkung. Das können wir mit unseren Messungen nicht bestätigen. Die eigene Stimme kommt relativ dünn und zu hell beim Gegenüber an, so als ob man im Gespräch weit weg steht. Das ist ein typisches Problem beim Telefonieren über Kopfhörer, weil die Mikrofone zu weit vom Mund weg positioniert sind. Sony kann sich hier nicht positiv absetzen, im Gegenteil, vor allem in Senderichtung messen wir einen dünnen Klang, JBLs Tour One M3 bekommen mehr Volumen rein. Sehr gelungen ist dagegen die Geräuschunterdrückung, sowohl Straßenlärm als auch Stimmen im Hintergrund werden sauber herausgefiltert.
Sehr gute Akkulaufzeit
Mit ANC schaffen die WH-1000XM6 30 Stunden Musikwiedergabe, was ein sehr guter Wert ist und auch für einen Interkontinentalflug locker reicht. Sony erreicht damit allerdings nicht das überragende Niveau der JBL Tour One M3 und der Sennheiser Momentum 4, die mit 40 Stunden die Spitzengruppe anführen. Boses Qiet Comfort Ultra schaffen dagegen "nur" 24 Stunden. Wenn es doch mal knapp werden sollte, hilft eine Schnellladefunktion: Mit nur drei Minuten Ladezeit kann der WH-1000XM6 bis zu drei Stunden genutzt werden.
Fazit: Die neue Referenz bei Over-Ear-Kopfhörern
Mit der sechsten Generation seines Over-Ear-Flaggschiffes WH-1000XM6 wird Sony dem Ruf als Premium-Audio-Marke voll gerecht. Die Verbesserungen sind klein, aber genau an den richtigen Stellen angesetzt. Das Design ist ikonisch, die Haptik erfüllt höchste Ansprüche, technisch ist alles integriert, was in einen Over Ear hineinpasst. Auch bei den Basics lässt Sony nichts anbrennen, der warme bassige Sound ist super abgestimmt, Transparenz und ANC Spitzenklasse. Abzüge gibt es für die kleinteilige App und den vergleichsweise hohen Anpressdruck. Für den ersten Platz in unserer Kopfhörer-Bestenliste reicht es trotzdem locker. Die Konkurrenz wird es schwer haben, Sony von dort zu verdrängen.
Sony WH-1000XM6 Testüberblick und technische Eckdaten
Vollbild an/ausSony WH-1000XM6 | Technische Daten und Messwerte |
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Preis (Euro): | 449 |
GRÖßE UND GEWICHT | |
Abmessungen Case (L x B x H in mm): | 230 x 190 x 60 |
Gewicht Kopfhörer/Case(Gramm): | 252/222 |
CONNECTIVITY | |
Bluetooth/Multipoint-Anbindung: | 5.3/+ |
Audio-Codecs: | SBC/AAC/LDAC/LC3 |
MESSWERTE | |
Ausdauer (h:mm): | 30:00 |
max. Lautstärke (dB): | 110 |
mittlere Dämpfung ohne ANC (dB)/mit ANC (dB): | 10/24 |
mittlere Dämpfung Voice Through (dB): | -2 |
SPRACHQUALITÄT TELEFONIE (Senden/Empfangen) | |
Klang (MOS/max. 5): | 1.4/3.6 |
Geräuschunterdrückung Straße (MOS/max. 5): | 2.4 |
Geräuschunterdrückung Kneipe (MOS/max. 5): | 2.1 |
Sony WH-1000XM6 Testergebnisse im Überblick
Vollbild an/ausSony WH-1000XM6 | Testergebnisse und Punkte |
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AUSDAUER (85) | 85 (überragend) |
AUSSTATTUNG (125) | 121 (überragend) |
Connectivity (10) | 8 (gut) |
Bedienung und Funktion (70) | 68 (überragend) |
Smartphone-App & Einstellungen (30) | 30 (überragend) |
Lieferumfang (15) | 15 (überragend) |
HANDHABUNG (75) | 69 (sehr gut) |
Handlichkeit (50) | 45 (sehr gut) |
Tragekomfort | sehr gut |
Halt am Ohr | sehr gut |
Verarbeitungsqualität (25) | 24 (überragend) |
MESSWERTE (215) | 193 (sehr gut) |
max. Lautstärke (30) | 30 (überragend) |
Geräuschdämpfung (50) | 46 (sehr gut) |
Dämpfung Voice Through (10) | 10 (überragend) |
Frequenzgang und Verzerrungen (8) | 6 (gut) |
Telefonieakustik (22) | 13 (ordentlich) |
Klangurteil (95) | sehr gut (88) |
connect-URTEIL max. 500 | sehr gut (468) |