Tempest Rising im Test: C&C-Erbe mit frischem Strategiekonzept
Tempest Rising punktet mit zwei spannenden Kampagnen, unverwechselbaren Fraktionen und zeitgemäßer Grafik – für RTS-Fans ein klarer Pflichttitel?

Tempest Rising greift das klassische Echtzeitstrategie-Gaming auf, wie es in den 1990er Jahren populär war, und richtet sich damit gezielt an Fans der Command & Conquer-Reihe (C&C). Das neue Spiel von Slipgate Ironworks (Vertrieb über 3D Realms) läuft auf einer aktuellen Engine, die auch ...
Tempest Rising greift das klassische Echtzeitstrategie-Gaming auf, wie es in den 1990er Jahren populär war, und richtet sich damit gezielt an Fans der Command & Conquer-Reihe (C&C). Das neue Spiel von Slipgate Ironworks (Vertrieb über 3D Realms) läuft auf einer aktuellen Engine, die auch auf Mittelklasse-Hardware eine konstante Framerate garantiert. Optisch setzt der Tempest Rising auf detailreiche Explosionen, wechselndes Wetter und viel Action.
Die Steuerung hält sich an bewährte Standards und ermöglicht eine präzise Kontrolle über Einheiten und Basenbau. Das Interface ist übersichtlich gestaltet, so dass sich Neulinge schnell zurechtfinden. Doch werfen wir im Folgenden einen Blick auf die Single-Player-Kampagne im Detail.
Welche Unterschiede haben die Fraktionen in Tempest Rising?
Im Zentrum von Tempest Rising stehen zwei Hauptfraktionen: Die Global Defense Force (GDF) und die Tempest Dynasty. Die GDF setzt auf modernste Militärtechnik und Drohnen, die nach ihrer Zerstörung innerhalb kurzer Zeit ohne zusätzliche Kosten wieder zur Verfügung stehen. Dazu gehören etwa Panzer mit starker Panzerung und hoher Feuerkraft, die im späteren Spielverlauf deutliche Vorteile bieten.
Die Tempest Dynasty hingegen verfolgt eher grundlegende Taktiken und bringt etwa eine Einheit ins Feld, die beschädigte Fahrzeuge und Gebäude reparieren kann und vielseitig zur Verteidigung einsetzbar ist.
Ein markanter Unterschied: Während Dynasty Gebäude vorfertigen und direkt platzieren kann, muss die GDF einem klassischen Bauprozess mit Bauplänen folgen. Im Test erwiesen sich diese Unterschiede als spielprägend und eröffneten zusätzliche taktische Möglichkeiten.

Wie gut sind die beiden Kampagnen von Tempest Rising?
Das Spiel bietet zwei umfangreiche Einzelspielerkampagnen mit jeweils elf Missionen pro Fraktion. Beide Seiten erleben die Handlung jeweils aus ihrer eigenen Perspektive, was für zusätzlichen Wiederspielwert sorgt. Die Missionen reichen vom klassischen Basenbau über Verteidigungs- und Eskortenmissionen bis hin zu Einsätzen, bei denen Spezialisten gezielt eingesetzt werden. Zum Beispiel etwa eine Stealth-Mission, in der die Scharfschützen der GDF eine zentrale Rolle bei der Eliminierung feindlicher Stellungen spielen.
Erzählt wird die Geschichte in Zwischensequenzen, die mit animierten Charakteren und interaktiven Dialogen aufwarten und gleichzeitig wichtige Hintergrundinformationen und taktische Hinweise liefern. Während die Darstellung von Dialogen, etwa mit Aleks Molchalin (siehe Bild oben) überzeugen, wirken die Figuren und Soldaten in den Render-Sequenz recht steif. Alles in allem wirkt die Präsentation aber atmosphärisch und passt zum Setting.
Im späteren Verlauf der Kampagne taucht zudem eine dritte, technologisch fortgeschrittene Fraktion auf, die mit eigenen Einheiten und Mechaniken für frische Herausforderungen sorgt. Mehr dazu wollen wir an dieser Stelle noch nicht verraten.

Wie innovativ sind Spielmechanik und Forschungsbaum von Tempest Rising?
Tempest Rising bleibt den klassischen Prinzipien der Echtzeitstrategie treu, setzt aber auch eigene Akzente. Für zusätzliche strategische Tiefe sorgt ein Forschungsbaum, über den zwischen den Missionen neue Einheiten, Luftschläge und globale Verbesserungen freigeschaltet werden können.
Im Detail bietet das Arsenal temporäre Upgrades, die vor jeder Mission gezielt ausgewählt und durch REQ-Punkte freigeschaltet werden, um unterschiedliche Missionsanforderungen abzudecken. Diese Upgrades gelten also nur für die aktuelle Mission und können flexibel angepasst werden. Die Doktrin wiederum ist als permanenter Talentbaum angelegt: Investierte Doktrinpunkte schalten permanente Boni frei, die während der gesamten Kampagne wirksam bleiben.
Eine Besonderheit sind die Fähigkeiten, mit denen man gegnerische Fahrzeuge bauen kann, ohne deren Gebäude einnehmen zu müssen. Im Test zeigte sich hier mehr taktischer Spielraum, allerdings werden die Unterschiede zwischen den Fraktionen dadurch teilweise weniger deutlich.
Fast jede Einheit verfügt über eine eigene Spezialfähigkeit, die gezieltes Mikromanagement belohnt. So kann die GDF eine Reparaturkapsel einsetzen, während Dynasty-Scharfschützen getarnt Überraschungsangriffe durchführen können. Wer seine Einheiten einfach nur in die Schlacht schickt, stößt spätestens auf höheren Schwierigkeitsgraden schnell an seine Grenzen.

Welche Schwächen hat Tempest Rising?
Erfahrene Strategiespieler könnten einige Einschränkungen bei der Steuerung von Tempest Rising bemängeln: Das Spiel verzichtet auf fortgeschrittene Befehle wie die automatische Verteilung von Einheiten im Gelände oder verschiedene Verhaltensmodi, die man aus Spielen wie Company of Heroes oder StarCraft II kennt. Auch Formationsbefehle gibt es nicht.
Dies alles wirkte sich im Test vor allem für Profis einschränkend aus, während Einsteiger von der übersichtlichen und klassischen Steuerung profitieren. Wer hier mehr Komplexität sucht, muss auf zukünftige Updates oder Modding-Möglichkeiten hoffen.
Auch eine größere Zoom-Option wäre in manchen Situationen hilfreich - es muss ja nicht gleich so umfassend sein, wie seinerzeit bei R.U.S.E.
Fazit: Für wen lohnt sich Tempest Rising?
Tempest Rising verbindet klassische Echtzeitstrategie mit modernen Funktionen und punktet im Test mit zwei abwechslungsreichen Kampagnen, taktischem Tiefgang und einer stimmigen Inszenierung.
Das Spiel richtet sich sowohl an langjährige C&C-Fans, die die Hochphase des RTS-Genres schätzen, als auch an Einsteiger, die einen unkomplizierten Zugang suchen. Mit detailreicher Grafik, dem markanten Soundtrack von Frank Klepacki und einer durchdachten Spielmechanik gelingt Tempest Rising der Spagat zwischen nostalgischer Hommage und eigenständigem Strategieerlebnis.